Wer kennt das nicht: Es herrscht wundervolle festliche Stimmung am Heiligabend. Aber die Bilder vom Fest sind dann eher enttäuschend. Von der Stimmung ist nichts mehr zu sehen. Hier kommen einige Tipps, wie du das besser machen kannst:

Die Herausforderungen

Zu Weihnachten werden viele Familienbilder unterm Weihnachtsbaum gemacht, das Festessen wird fotografiert, die Stimmung ist wunderschön, das Licht gedämpft, Kerzen brennen (und hoffentlich nicht der Weihnachtsbaum)… Aber auf den Bildern ist die Stimmung dann oft wie weggeblasen. Der direkte Blitz zerstört jäh die warme Lichtstimmung. Verzichtet man auf den Blitz, hat man oft ISO-Rauschen und/oder Verwacklungsunschärfe sowie Gelbstich und ein “matschiges” Bild. Ein Thema, bei dem man viele, viele Fehler machen kann.

Aber wir machen das besser! 🙂

Weihnachtliches Outdoor-Portrait, raffiniert geblitzt (mehr dazu siehe unten)

Umsetzungstipps für Fotos mit weihnachtlicher Stimmung

  • Verschlusszeit nicht länger als 1/125s! Auch wenn das bedeutet, ISO hochdrehen zu müssen. Und der genaue Grenzwert für die Verschlusszeit hängt natürlich von einigem ab: Brennweite, Sensorgröße, wie zittrig deine Hände sind, wie schnell sich die Menschen im Bild bewegen, ob du einen Bildstabilisator in Objektiv oder Kamera hast… aber mit 1/125s als Grenzwert fahre ich meist sehr gut bei Normalbrennweite auf Vollformat. Das verhindert Verwacklung und Bewegungsunschärfe weitgehend. Klar, es gibt mehr Rauschen durch hohe ISO-Werte. Aber lieber das als Unschärfe! Rauschen lässt sich in gewissen Grenzen in der Nachbearbeitung wegfiltern. Unschärfe nicht. Bilder, die rauschen, haben sogar manchmal ihren Charme. Und wenn das ISO-Rauschen den Farben zu sehr an den Kragen geht, versuche es doch mal mit schwarzweiß!
  • Blende weit auf (versteht sich wohl von selbst, es soll ja möglichst viel von dem wenigen vorhandenen Licht in die Kamera gelangen). Außer, du willst die große Weihnachtstafel mit der ganzen Familie fotografieren. Wenn alle Personen scharf sein sollen, musst du die Blende wohl oder übel ein paar Stufen schließen, um die Schärfentiefe zu vergrößern. Falls du ein modernes Smartphone hast, kannst du auch versuchen, dieses Bild damit zu machen. Moderne Smartphones haben inzwischen so gute Lowlight-Eigenschaften, dass man hier gut drauf ausweichen kann. Vorteil des Smartphones in diesem Falle: Der winzigkleine Bildsensor, mit dem es kaum Schwierigkeiten macht, sehr viel Schärfentiefe zu erreichen.
  • Weißabgleich: Wenn der auf Automatik steht, hat es die Kamera evtl. schwer, den Weißabgleich bei Mischlicht aus Kerzen, LED-Zimmerlicht und womöglich noch Blitz korrekt einzustellen und du musst ihn in der Nachbearbeitung noch justieren. Dazu ist es wichtig, in RAW zu fotografieren, nicht in JPEG, sonst funktioniert das Nachjustieren evtl. nicht gut genug. Es gibt auch Mischlichtsituationen, die so extrem sind, dass gar kein Weißabgleich (auch kein manueller) passt. Ein Beispiel dazu findest du unten. Bei Mischlicht lieber auf “Farbtemperatur-Ausreißer” verzichten, also wenn im Wohnzimmer Kerzen brennen, bitte auf alle Fälle die kalt leuchtende Leuchtstoffröhre in der Küche, die durch die offene Tür scheint, abschalten!
    Kerzen anblitzen ist übrigens immer ein Stimmungskiller. Außer wenn du die folgenden Tipps beachtest:
  • Für den Blitz gibt es sog. CTO-Filter (“Convert To Orange”). Das sind kleine Filterfolien, die man vor dem Aufsteckblitz mit einem Gummiband befestigt, die das Licht, das der Blitz aussendet, wärmer machen, um es an die Farbtemperatur des vorhandenen Lichts anzugleichen. Nicht übertreiben, ein relativ schwacher CTO-Filter reicht meistens schon aus, aber der Einsatz solcher Filter lohnt sich! Das hier (Amazon-Affiliate-Link) ist ein typisches Filter-Set, das auch CTO-Filter enthält.
  • Blitze bitte möglichst immer indirekt! Entweder mit einem Aufsteckblitz und den nach oben an die Decke oder sogar hinter dich an die Wand schwenken – das wirkt Wunder! Draußen geht das natürlich nicht so einfach, aber auch da kann man z.B. gegen eine weiße Hauswand blitzen, die dann quasi als Softbox fungiert. Ein Beispiel dafür ist das Portrait von Sabine oben. Wie das entstanden ist, kannst du in meinem aktuellen Instagram-Post nachlesen.
  • Wenn du blitzen willst: Stelle die Belichtung der Kamera zunächst ohne Blitz so ein, dass das Bild stimmungsvoll und ggf. ein wenig zu dunkel (aber nicht viel zu dunkel!) ist. Dann erst schalte den Blitz dazu, auf niedriger Leistung (oder per TTL-Automatik) und blitze indirekt.

 

Das folgende Bild zeigt eine typische Mischlichtsituation: Das Teelicht im Häuschen leuchtet sehr warm (auf die Farbtemperatur bezogen). Die Raumbeleuchtung, die die Tischdecke, den Karton, die Gläser und das Häuschen beleuchtet, hat eine mittlere Farbtemperatur, der Weihnachtsbaum im Hintergrund hat offenbar eine LED-Lichterkette mit sehr kaltem Licht (Geschmackssache. Ich finde das gräßlich!). Der Weißabgleich ist hier schwierig. Man kann nicht allen hier vorhandenen Farbtemperaturen der Lichtquellen gerecht werden. Entweder, der Baum leuchtet kalt und grünlich (Schieber nach rechts), oder das Häuschen hat einen starken Orange-Stich (Schieber nach links). Hier kann man nur noch in der Nachbearbeitung nachhelfen, indem man Teile des Bildes selektiv im Weißabgleich verändert. Oder man wandelt das Bild in schwarzweiß um, dann ist das Problem verschwunden:

 

 

making-of-fotografie-daniel-hertrich-dsc01959-2-tueckisches-mischlicht making-of-fotografie-daniel-hertrich-dsc01959-tueckisches-mischlicht (1)

So, und nun wünsche ich dir fröhliche Weihnachten! Ich bin gespannt auf deine Weihnachts-Stimmungs-Bilder, die du mir und allen anderen in der Making-Of: Fotografie-Community auf Facebook zeigen und sie mit uns diskutieren kannst!

Wenn du mehr lernen willst über das Licht, geeignete Kameraeinstellungen, über Portraits, über Blitzen und Bildstimmung, dann schau doch mal, ob du in einen meiner Workshops kommen magst:

 

Empfohlene Beiträge

1 Kommentar


Kommentar hinzufügen