High Key Fotografie geht fast immer und überall. Hier liest du, wie!

Was ist High Key?

Zunächst eine kurze Begriffsklärung: Bilder im High-Key-Stil sind durchweg sehr helle Bilder, deren Inhalt und Aussage von wenigen dunkleren Elementen bestimmt wird. Oft haben sie einen komplett weißen Hintergrund. Auch das Hauptmotiv ist oft weiß oder sehr hell gehalten, hat aber ein paar dunkle(re) Bereiche, die dafür zuständig sind, dem Betrachter Inhalt und Aussage des Bildes zu vermitteln.

Meist haben High-Key-Bilder einen freundlich-leichten Charakter. Aus irgend einem Grund assoziiere ich “High Key” immer mit der Raffaello-Werbung (Video 1 von 2011, Video 2 von 2018 – nein, dieser Artikel ist nicht von Ferrero gesponsert) ;-). Die Raffaello-Werbung ist nur leichter High-Key-Stil. Man kann das sehr viel weiter treiben, bis hin zu fast komplett weißen Bildern mit nur z.B. einem Auge und der Silhouette einer Nase in hellem Grau, um ein Gesicht anzudeuten.

Grundsätzlich bedeutet High Key aber nicht, dass das Bild stark überbelichtet sein soll. Wenn weiße Bildbereiche im Hintergrund etwas ausgebrannt sind, ist das meist nicht schlimm. Dennoch sollte man grundsätzlich darauf achten, dass auch bei einem High Key Bild nichts Wichtiges ausgebrannt (also rein weiß, ohne durch Bildbearbeitung zurückholbare Details) ist. Die Kunst ist, sich zwar nahe an der Überbelichtung zu bewegen, aber nicht hineinzugelangen, da man sich damit die Möglichkeit nimmt, über RAW-Bearbeitung noch Details aus den entsprechenden Bildanteilen sichtbar zu machen.

Weiter unten beschreibe ich, wie du mit natürlichem Licht outdoor oder mit Blitz im Studio tolle High-Key-Portraits machst.

 

Hilfreich: Die Überbelichtungswarnung in LightroomMit dem kleinen Pfeil rechts oben am Histogramm schaltet man sie ein. Überbelichtete Bereiche werden im Bild dann rot dargestellt.

High Key Portraits – Makeup aus Licht

Für Portraits bedeutet High Key, dass das Gesicht möglichst gleichmäßig hell ausgeleuchtet ist und es nur wenige, aber bedeutsame Schatten gibt. Der Hintergrund ist sehr hell oder ganz weiß. Der Vorteil von derart ausgeleuchteten Portraits ist, dass Hautunreinheiten, sofern vorhanden, kaum noch sichtbar sind. Erhebungen und Vertiefungen der Haut werfen keine Schatten mehr und Verfärbungen der Haut werden durch das helle Licht auch kaschiert. Eine High-Key-Ausleuchtung wirkt also ein bisschen wie gutes Makeup.

 

 

Ist das noch High Key?

Größere dunkle Bereiche wie in den folgenden Bildern die dunkle Kleidung des Models lassen das Bild insgesamt deutlich dunkler erscheinen, daher ist das meines Erachtens kein High Key mehr. Dennoch habe ich hier mit viel Licht, auch auf dem Hintergrund, gearbeitet, um diesen leicht-lockeren, positiven Bildlook zu erzeugen. Mein Model, die Ingolstädter Kunsttherapeutin Ruta Neiwert fällt hier stark ins Auge, dominiert das Bild, weil sie mit der dunklen Kleidung aus dem Bild stark hervorsticht.

 

Überbelichteter Hintergrund

…ist wie schon erwähnt meist kein Drama. In diesem Bild z.B. ist ein großer Teil des weißen Hintergrunds tatsächlich überbelichtet, weil er von einem zusätzlichen Blitz angestrahlt wurde (das habe ich hier auf Instagram näher beschrieben. Folgst du mir dort schon?). Wichtig ist nur, darauf zu achten, dass vom Hintergrund nicht so viel Licht wieder zurück auf das Model / Motiv oder in die Kamera reflektiert wird, dass es dadurch Störungen gibt, wie z.B. ausgefressene Motivkanten oder Lens Flares.

 

 

Überbelichtungswarnung in LightroomHier ist der Hintergrund etwas überbelichtet, was aber nicht schlimm ist.

 

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Outdoor High Key ohne Blitz

High Key geht nicht nur im Studio, sondern auch draußen, und zwar bei jedem Wetter. Es ist noch nicht einmal viel Licht nötig, wenn du eine relativ aktuelle Kamera hast, die mit hohen ISO-Werten nicht zu viel Rauschen ins Bild bringt. Das folgende Bild von Susanne entstand an einem Märzabend bei Sonnenuntergang, als es in den Häuserschluchten von Berlin-Mitte nicht mehr viel Licht gab.

 

 

Suche dir dazu am besten einen Ort für dein Model gegenüber einer weißen Hauswand, die von der tief stehenden Nachmittags- / Abendsonne beschienen wird. Stelle dich so, dass die Wand direkt in deinem Rücken ist und stelle dein Model dir und der Wand gegenüber. So hast du durch die Sonne ein schönes Gegenlicht, das in den Haaren einen Lichtsaum bildet, und das Gesicht wird von der Hauswand gut aufgehellt. Das Bild dann etwas höher belichten, als es die (Halb)automatik tun würde, z.B. mittels Belichtungskorrektur-Einstellung auf +1 EV. Ggf. muss man in der Nachbearbeitung noch korrigieren. Wenn der Hintergrund zum Teil ausgebrannt ist, macht das nichts.
Wenn die Sonne nicht scheint, suche dir einen hellen Hintergrund und achte aber darauf, dass das Gesicht auch hell genug belichtet ist.
So ein Bild wie dieses hier profitiert von einem interessanten Hintergrund mit schönem Bokeh. 

 

 

High Key Portrait im Studio

Ich erkläre dir hier mal, wie ich das folgende Bild fotografiert habe. Das ist ein typisches High Key Setup.

 

 

Ich habe hier mit drei Blitzköpfen gearbeitet:

Blitze 1 und 2 mit Softboxen seitlich links und rechts von vorn, Blitz 3 beleuchtete mit einem Reflektor direkt den Hintergrund. Die Leistungen der drei Blitzköpfe sind gut aufeinander abgestimmt: Kopf 3 muss so viel Licht abgeben, dass der Hintergrund weiß ist, das Licht darf aber nicht auf Jennies Hinterkopf reflektiert werden. Kopf 1 und 2 müssen so eingestellt werden, dass das Gesicht gerade eben nicht überbelichtet ist. Die Kamera habe ich im M-Modus auf typische Studio-Werte eingestellt: 1/160s, f/8, ISO 100. Viele Kameras haben eine Überbelichtungswarnung (Überbelichtete Bereiche blinken) oder zumindest ein Histogramm. Beides sind gute Hilfsmittel, um direkt an der Kamera zu beurteilen, ob etwas überbelichtet ist.

 

 

Fazit

High Key ist nicht schwierig, wenn man ein paar wichtige Punkte beachtet:

  • Möglichst nicht überbelichten, besonders nicht das Hauptmotiv
  • Die wenigen dunklen Bildelemente bestimmen das komplette Bild – hier Augenmerk drauf legen!
  • Blitz im Studio: Hintergrund und Vordergrund gut aufeinander abstimmen!
  • Outdoor: Das Motiv / Gesicht braucht ausreichend Licht, so dass es bei hellem Hintergrund nicht zu stark unterbelichtet ist.

 

All das und noch viel mehr kannst du übrigens in meinen Workshops auch direkt von mir lernen.

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