Du bist den teuren Schritt gegangen: Du hast dir eine spiegellose Systemkamera gekauft und gleich ein Objektiv dazu. Aber du hast noch Objektive des alten Kamerasystems und möchtest sie weiterverwenden. Wie gut funktioniert das eigentlich? Generelle Worte und konkrete Tests mit Canon-Linsen an Sony-Alpha-Kameras (Alpha 7 III, Alpha 7R II, Alpha 6000) mit verschiedenen Adaptern findest du hier.

 

Kompatibilitäts-Übersicht

In der folgenden Tabelle habe ich meine Testergebnisse protokolliert (1: Sehr gut bis 5: Sehr schlecht). Ich habe alle meine Canon-Objektive an allen meinen Sony-Kameras mit vier verschiedenen Adaptern getestet.

Mein Fazit in Kürze (mit Affiliate-Kauf-Links, die mich mit einem kleinen Prozentsatz unterstützen, dich aber keine Cent mehr kosten):

Erläuterungen dazu findest du weiter unten.

 

 

EF-NEX Sony Canon Adapter Testergebnisse Daniel Hertrich www.hertrich.photo
Dies sind meine Testergebnisse. Klick zum Vergrößern.

Du kannst dir die Übersicht der Testergebnisse auch hier herunterladen, wenn die Anzeige auf deinem Endgerät nicht gut lesbar ist. 

Disclaimer: Dieser Test ist unabhängig. Ich wurde von keinem Hersteller dafür begünstigt. Dies sind meine ganz individuellen Ergebnisse. Sie hängen ganz entscheidend von der Firmwareversion von Kamera und Adapter ab, evtl. vom Alter des verwendeten Objektivs, sie hängen stark vom individuellen Motiv ab, das zum Test anvisiert und fokussiert wird (Helligkeit, Kontrast, Größe, Abstand, Bewegung…) und auch das Alter und die Beschaffenehit des Objektivs spielt eine Rolle. usw. Bitte verstehe diese Tabelle daher nur als vagen Orientierungspunkt. Du kannst daraus mit ziemlicher Treffsicherheit relative Schlüsse ziehen wie “Objektiv X funktioniert an Kamera Y bei gutem Licht definitiv besser mit Adapter A als mit Adapter B” (immer nur mit angegebener Firmwareversion!). Aber absolute Schlüsse (“Kombination A, X und Y bietet eine supergute Autofokusperformance, die nicht von der eines nativen Objektivs zu unterschieden ist”) ziehe bitte nicht aus dieser Übersicht! Denn auch das AF-Verhalten, das man als Fotograf wahrnimmt, ist ja noch einmal subjektiv. Ich habe keine exakten Timing-Messungen mit definierten Objekten bei definiertem Licht gemacht, sondern ich habe diese Ergebnisse nach Gefühl aufgeschrieben. Natürlich darauf achtend, dass die Testbedingungen vergleichbar sind, aber ohne wissenschaftlichen Anspruch.

 

Details zu den Ergebnissen

Interpretation der Ergebnisse

1 (satt grün) – Funktioniert sehr gut, vielleicht sogar vergleichbar mit einem entsprechenden Sony-Objektiv an der Kamera, aber nicht so performant wie das Canon-Objektiv an einer Canon 5D Mark III (mein subjektiver Eindruck!). Diese Kombi werde ich bei wichtigen kommerziellen Aufträgen durchaus benutzen.

2 (hellgrün) – Funktioniert i.d.R. gut, es sind aber deutliche (temporäre) Aussetzer zu spüre. Oder die Performance ist insgesamt deutlich schlechter als bei Note 1. Vorsicht, kann schon nerven und dich einige Bilder kosten, die du mit einem besseren Setup vielleicht noch gekriegt hättest! Für professionelle Aufträge schon nicht mehr zu empfehlen. Für Hobby, TFP-Shootings u.ä. noch benutzbar.

3 (gelb) – akzeptabel. Kann man machen, wenn es nicht so auf Schnelligkeit und Zuverlässigkeit ankommt. Würde ich bei People- oder Tierfotografie nicht verwenden, sondern nur bei Motiven, die sehr geduldig sind, wie Landschaften, Architektur, Stilleben usw. Willst du Menschen, Tiere oder gar Sportmotive fotografieren, nimm diese Kombi nicht!

4 (orange) – Fokussieren möglich, aber frustrierend. Überlege dir, hier doch lieber ein Sony-Objektiv zu kaufen! Auch für Landschaft oder Architektur. Oder lerne, manuell zu fokussieren. Das ist mit Focus Peaking und Sucher-/Bildschirm-Zoom gar nicht so schwer mit der Sony-Kamera.

5 (rot) – Fokussieren nicht oder kaum möglich. In dieser Kombi musst du manuell fokussieren.

 

Testumgebungen (Indoor Lowlight / Outdoor Hell)

Die Indoor-Tests habe ich in meinem Arbeitszimmer mit mittelheller Deckenlampenbeleuchtung gemacht. Ich habe dabei ab und zu auch in Zimmerecken unter dem Tisch etc. fokussiert, wo es wirklich sehr dunkel ist. Sitzt du gerade am Schreibtisch bei Zimmerlicht? Dann schau mal unter den Schreibtisch, dann siehst du, was ich meine. Ein Autofokus-Hilfslicht wurde in den Tests nie verwendet. Ich habe dabei Objekte im Zimmer und teilweise auch außerhalb (durch den Flur im anderen Zimmer) anvisiert. Also in einem Abstandsbereich von ca. 1m bis ca. 10m.

Die Outdoor-Tests habe ich an ziemlich hellen bis sonnigen Tagen draußen auf der Terrasse gemacht und dabei Objektive auf der Terrasse sowie in weiter Ferne anvisiert. Meist im Bereich 10m (der Gartenzaun) bis ca. 2km (die Kirchturmspitze im Nachbarort). Manchmal etwas näher (der Apfelbaum im Garten). Auch je nach Brennweite variierend.

Den Augen-Autofokus habe ich mit Hilfe von Fotos von Personen getestet, die indoor an der Wand hängen und die ich outdoor auf der Terrasse platziert habe. So habe ich keine unschuldigen Frauen oder Kinder für die Tests quälen müssen.

CDAF und PDAF

CDAF steht für Contrast Detection Auto Focus.

PDAF steht für Phase Detection Auto Focus.

Beim CDAF werden sichtbare Kontrastkanten im Bild als Indikator der Schärfe verwendet. Die Kamera lässt das Objektiv den Fokus kontinuierlich verändern und beobachtet dabei, wie sich die Kontraste am gewählten Autofokusfeld verändern. Wenn der Kontrast am größten ist, stoppt die Kamera den Fokusmotor des Objektivs. Das Bild ist dann an der Stelle “scharf”. Und hier liegt die Krux: Die Kamera weiß erst, wann der Kontrast am größten ist, wenn die Fokuseinstellung bereits über diesen Punkt hinaus ist und der Kontrast wieder abnimmt. Nimmt er ab, steuert die Kamera schnell gegen und führt den Fokus wieder zurück auf den Punkt mit dem größten Kontrast. Außerdem kommt es vor, dass die Kamera anfangs gar nicht weiß, in welche Richtung sie den Fokusmotor in Bewegung setzen muss, um die Schärfe zu erhöhen. Eventuell geht der erste Versuch in die falsche Richtung, erreicht dort den Anschlag, dann wird in die andere Richtung fokussiert, bis die Schärfe endlich zunimmt. Dadurch kommt das “Pumpen” zustande, das manchmal mehr, manchmal weniger beim CDAF beobachtbar ist. Ein Nachführ-Autofokus bzw. Continuous Autofokus, der einem Objekt im Bild folgt (“AF-C” bei Sony-Kameras), ist mit CDAF zwar möglich, aber wenig performant, da ständig ein wenig “gepumpt” werden muss, und die Auslösung darf, um ein scharfes Motiv zu erhalten, immer nur dann erfolgen, wenn das Pumpen das Maximum an Kontrast gefunden hat. Dadurch wird die Auslösung von der Kamera manchmal verzögert bzw. es wird zum falschen Zeitpunkt ausgelöst und das Bild ist unscharf. Sportfotografen haben daher keinen Spaß mit dem AF-C auf CDAF-Basis.

Der PDAF ist fortschrittlicher: Hier wird die Phase der Lichtwellen gemessen, was dieser Autofokusart ermöglicht, den Fokusmotor sofort in die richtige Richtung in Bewegung zu setzen, um die Schärfe zu erhöhen. Außerdem kann der Motor direkt im Punkt der größten Schärfe stoppen, ohne noch einmal darüber hinaus “pumpen” zu müssen. Das macht den PDAF sehr performant und auch für AF-C wirklich gut brauchbar. Ein Nachführen (AF-C, bewegtes Objekt) kann hier im Idealfall kaum merklich in Echtzeit erfolgen. Ich gehe hier nicht im Detail auf die Funktionsweise des PDAF ein, das würde den Rahmen sprengen. Wenn dich das interessiert, empfehle ich dir die Lektüre dieses sehr guten Artikels.

Kameraspezifische Ergebnisse

Die Sony α6000 braucht grundsätzlich mehr Licht für den CDAF als die Sony α7 III und die Sony αR II. Daher fällt der CDAF bei der Sony α6000 im lowlight oft etwas schlechter aus als im Hellen. Bei den Sony α7-Kameras ist das oft nicht der Fall.  Die richtig dunkeln Ecken des Zimmers konnte die Sony α6000 meist nicht mehr fokussieren, während die Sony α7-Kameras das im CDAF-Modus zum Teil noch konnten.

Autofokus-Modus (AF-S, AF-C) und Augen-Autofokus (Eye-AF)

Die Bewertung in der Tabelle hat ihren Schwerpunkt auf AF-S. AF-C habe ich nur stichprobenartig getestet und dabei folgende Erfahrung gemacht:

Bei Benutzung von Phase Detection Autofocus (“PDAF” bei Viltrox, “Green Mode” bei Metabones, nicht von der Sony α6000 unterstützt) funktioniert der AF-C in der Regel (fast) genauso gut wie der AF-S, unabhängig vom Objektiv. “(Fast) genauso gut” bezieht sich auf die Geschwindigkeit und die Zuverlässigkeit des initialen Fokus. Das Verfolgen von Objekten, also das kontinuierliche Weiterfokussieren eines sich bewegenden Objekts, funktioniert bis zu einer gewissen Geschwindigkeit des Objekts. Diese gewisse Geschwindigkeit pro Testkombination zu ermitteln, ist aufwendig und das habe ich daher nicht im Rahmen dieses Tests machen können, zumal ich den AF-C selbst ziemlich selten benutze. Die Aussagen von Foto- oder Videografen, die den AF-C benutzen, lauten meist, dass diese Grenzgeschwindigkeit bei adaptierten Objektiven durchweg ziemlich niedrig ist im Vergleich zu systemeigenen Objektiven, also das Verfolgen z.B. von Sportlern oder schnellen Tieren mit adaptierten Objektiven (wir sprechen hier nur von Canon an Sony) praktisch nicht möglich ist. Wenn du andere Erfahrungen hast, schreibe sie gerne in die Kommentare am Ende der Seite!

Der Eye-AF (Augen-Autofokus) ist eine Funktion der Kamerasoftware und hat nichts (oder nur wenig?) mit der Funktion des Adapters zu tun. Bei der Sony α7 III funktioniert der Eye-AF durchweg genauso gut wie der AF-S bzw. AF-C ohne Eye-Detection, solange das Gesicht im Bild mindestens ein Auge gut erkennen lässt und die Kamera das Motiv auch als Gesicht erkennt. Bei der Sony α7R II funktioniert er auch gut, aber nicht ganz so gut wie bei der Sony α7 III. Außerdem ist er bei der Sony α7R II nur in Kombination mit dem CDAF verfügbar, nicht in Kombination mit dem PDAF. Bei der Sony α7 III funktioniert er angenehmerweise auch mit dem PDAF, was eine Augenverfolgung bei dieser Kamera extrem komfortabel macht.

Die Sony Alpha 6000

Da hier nur der systembedingt immer etwas pumpende CDAF mit adaptierten Objektiven funktioniert, und da die Kamera etwas älter und das Suchen des Fokus über Adapter sowieso immer etwas länger dauert als ohne Adapter, pumpt die Kamera manchmal recht lange, bis sie den Fokus findet. Aber auch wenn’s mal wieder länger dauert: Der Fokus sitzt dann trotzdem erstaunlich oft erstaunlich gut! Das ist natürlich nichts für bewegte Motive oder ungeduldige Fotografen. Aber wer Landschaft, Architektur, Stilleben u.dgl. fotografiert, mag damit gut hinkommen. Es gibt allerdings auch einige Kombinationen (z.B. mit dem 70-200mm und dem 100mm am Viltrox-Adapter), da wird relativ oft und konsequent falsch fokussiert. 3 von 4 Versuchen sitzen gut, ungefähr jeder 4. Fokus aber sitzt falsch. Hat man so eine Kombi erwischt, ist ein wachsames Auge gefragt. Immerhin: Meist sitzt der Fokus dermaßen falsch, dass man es im Sucher sehr gut sieht und dann einfach einen weiteren Versuch starten kann.

APS-C (Sony Alpha 6000 vs. Alpha 6300 und Alpha 6500; EF-S-Objektive)

Die Sony α6000 unterstützt mit adaptierten Objektiven keinen PDAF. Mit ihren Nachfolgern Sony α6300 und Sony α6500 (auch APS-C) wird der Autofokus mit adaptierten EF-Objektiven sehr wahrscheinlich besser funktionieren. Aber Achtung: Das bedeutet nicht, dass Canon-Objektive, die für APS-C gemacht wurden (EF-S) verwendet werden können! Soweit ich weiß, funktionieren EF-S-Objektive mit manchen Adaptern nicht. Ich habe allerdings keines, das ich testen könnte. Wenn jemand Erfahrung damit hat, freue ich mich über einen Kommentar unten auf der Seite. Metabones erwähnt zumindest einige EF-S-Objektive auf der Kompatilitätsliste.

Andere Kameras, andere Objektive?

Dieser Test mit allen seinen Kombinationen war schon sehr umfangreich und hat mich etliche Stunden Arbeit gekostet. Noch weitere Kameras und Objektive wollte ich wirklich nicht testen und hätte ich mir zudem ausleihen müssen, da ist sie nicht besitze.

Einige Worte aber zu meiner Erwartung, wie sich andere Kameras / Objektive verhalten dürften:

Sony A7R III: Sie ist kurz nach der Sony A7 III auf den Markt gekommen und hat viel mit ihr gemeinsam, u.a. vermutlich das gesamte Autofokussystem (mit Ausnahme des Sensors, der natürlich ein anderer ist). Ich würde erwarten, dass sie sich sehr ähnlich verhält wie die Sony A7 III.

Sony A7 II, Sony A7 (I): Hier fällt mir eine Prognose schwer, da ich diese Kameras gar nicht kenne. Evtl. wird die Sony A7 II sich ähnlich verhalten wie meine Sony A7R II, jedoch wurde das AF-System der Sony A7R II, soweit ich mich erinnere, gegenüber der Sony A7 II überarbeitet, daher ist es gut möglich, dass die Sony A7 II weniger gut mit adaptierten Objektiven funktioniert als die Sony A7R II. Die Sony A7 (1. Generation) hat einen deutlich schlechteren Autofokus als dis Sony A7 II (Phasenautofokus / PDAF hatte sie aber schon). Daher erwarte ich bei der Sony A7 deutlich schlechtere AF-Performance mit adaptierten Objektiven.

Sony A6300, Sony A6500: Diese beiden Nachfolger der der getesteten Sony A6000 haben ein überarbeitetes Autofokus-System, bei dem auch mit adaptierten Objektiven der Phasenautofokus (PDAF) funktionieren müsste und sollten daher durchweg besser mit adaptierten Objektiven funktionieren als die Sony A6000. Dort, wo die Sony A6000 ihre stärksten Schwächen hat (im Green Mode bei Metabones und im PDAF-Modus bei Viltrox) sollten diese Kameras deutlich besser abschneiden, evtl. sogar besser als im jeweiligen anderen Modus desselben Adapters. Getestet habe ich das jedoch nicht. Wer darüber Infos hat, darf das sehr gerne unten in die Kommentare schreiben!

Objektive: Die Testergebnisse sind so durchwachsen, dass es schwerfällt, eine “Hochrechnung” bzw. Interpolation auf andere Objektive vorzunehmen. Generell lässt sich sagen: Je größer die Brennweite eines Objektivs, desto weiter müssen die Linsen bewegt werden, um den Fokus einzustellen, d.h. desto länger dauert der Fokussiervorgang und desto schwieriger ist es für die Kamera, einen Fokus zu finden. Auch scheinen Festbrennweiten generell weniger Probleme mit dem Adaptieren zu haben als Zoomobjektive. Bei Objektiven, die neu auf dem Markt kommen, sollte man darauf achten, sie nur mit einem Adapter einzusetzen, der Firmware-Updates bietet (der Commlite-Adapter im Test bietet dies z.B. nicht), denn nur dann kann die Adaptersoftware auf Kompatibilität mit diesen neuen Objektiven getrimmt werden.

 

 

Die Micro-USB-Schnittstelle des Metabones-Adapters für Firmware-Updates und zur Konfiguration über die PC-App. Viltrox und Sigma haben solche Schnittstellen auch. Commlite leider nicht.

Überraschungen

Manchmal überraschen die Ergebnisse. Nach näherer Betrachtung ist es dann aber manchmal ganz logisch. Zum Beispiel:

Das EF 50mm f/1.4 schneidet an der Sony A7 III mit dem Sigma-Adapter im Lowlight besser ab als in hellem Licht. Wie kommt das?

Erstens bewerte ich nach Gefühl und mache keine absoluten Zeitmessungen, d.h. die Erwartungen fließen ins Ergebnis mit ein. Im Lowlight erwarte ich, dass der Fokus langsamer arbeitet als in hellem Licht. In diesem Fall fand die Kamera aber unter Lowlight-Bedingungen tatsächlich schneller einen Lock für den Fokus als draußen in hellem Licht. Selbst wenn es gleich schnell gewesen wäre wie draußen, hätte die Note in Lowlight besser ausgesehen für draußen, da ich erwartet hätte, dass es langsamer geht. Dass es tatsächlich schneller ging, lag vermutlich daran, dass die Entfernungsunterschiede unter meinen Lowlight-Testbedingungen (indoor, 0,5-10m) kleiner waren als draußen auf der Terrasse (5m-2km) und deshalb der bei diesem Objektiv eher langsame AF-Motor weniger Zeit brauchte, um den neuen Fokuspunkt zu erreichen.

Das EF 85mm f/1.8 schneidet an der Sony A7R II am Metabones-Adapter unter Lowlight-Bedingungen besser im Advanced Mode (mit CDAF) als im Green Mode (mit PDAF) ab. Was ist da los?

In sehr dunklen Bereichen des Zimmers hört der PDAF auf zu arbeiten und findet keinen Fokus, während aber der CDAF noch funktioniert. Wird es noch dunkler, versagt auch der CDAF seinen Dienst. Außerdem funktioniert der CDAF generell in Lowlight gleichförmiger. Er braucht praktisch immer dieselbe Zeit zum Scharfstellen, während der PDAF manchmal extrem schnell, manchmal aber auch recht langsam ist, bis er den Fokus gefunden hat. Das macht den CDAF in dem Falle für mich zur besseren Wahl. Eine Erklärung dafür habe ich nicht, kann aber vermuten: Der CDAF arbeitet immer nach demselben Schema: Bereich abfahren, Kontrast beobachten, ggf. Bereich noch einmal langsamer abfahren, Position mit höchstem Kontrast speichern. Wenn der gefunden ist, direkt zu der gespeicherten Position fahren und Benutzer informieren, dass Fokus gefunden wurde. Der PDAF ist da weniger deterministisch und ändert sein Verhalten stärker mit den Umgebungsbedingungen, sprich: Mit Lichtverfügbarkeit, Oberflächenbeschaffenheit des Motivs usw.

Sorgenkind / Lieblingslinse Canon EF 70-200mm f/2.8L IS II USM

Dieses sehr gute und sehr beliebte Canon-Objektiv durch das Sony-Pendant zu ersetzen, ist eine teure Angelegenheit (derzeitiger Gebrauchtpreis des Canon liegt bei knapp der Hälfte des Neupreises des Sony-Objektivs!) und das Feeling des Canon ist einzigartig, durch das Sony nicht zu toppen. Daher liegt mir viel daran, diese Linse weiterzubenutzen. Aber mit welchem Adapter? Mit dem Metabones gab es temporäre Schwierigkeiten, obwohl beides an der Sony A7 III normalerweise hervorragend funktioniert. Nach einem Firmwaredown- und re-upgrade des Metabones-Adapters funktioniert das Objektiv nun wieder sehr gut, aber für wie lange? Wann wird der Adapter wieder in einen Zustand kommen, in dem das Objektiv nicht mehr gut funktioniert? Und wird das gerade auf meiner nächsten Hochzeit sein, wo ich gerade keine Zeit und keinen Laptop zur Hand habe, um die Firmware zweimal neu zu flashen?

Am Sigma MC-11 funktioniert das Objektiv auch sehr gut, und da hatte ich keinerlei Schwierigkeiten. Meine derzeitige Empfehlung für Nutzer dieses Objektivs wäre also, sich den Sigma MC-11 zuzulegen. Aber unter Vorbehalt: Ich hatte den Sigma MC-11 nur kurz im Test und damit keine Langzeiterfahrung! Wenn du Langzeiterfahrung mit dem 70-200er und dem Sigma MC-11 hast, schreibe diese Erfahrungen (am besten mit Angaben zu Kamera und Firmwareversionen) unten in die Kommentare!

Der Viltrox-Adapter, in den ich viel Hoffnung im Bezug auf dieses Objektiv gelegt habe, schneidet hier leider gar nicht gut ab. Zwar funktionier der AF  mit diesem Adapter extrem gut, aber nur, WENN er funktioniert. Allzu oft gab es Aussetzer, in denen gar kein Fokus gefunden wurde. Keine Option für professionellen Einsatz und daher auch nicht gut bewertet.

Adapter-Liebling Canon EF 16-35mm f/4L IS USM

Dieses Objektiv funktioniert adaptiert eindeutig am besten von allen, und zwar mit allen Adaptern.  Leider ist es auch das Objektiv, bei dem ich persönlich den Autofokus am wenigsten dringend brauche, weil ich damit meist nur statische Motive fotografiere. Aber: Das Objektiv ist auch adaptiert völlig geeignet für Profi-Einsätze!

Portrait-Wunder Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM

Eine meiner liebsten Portrait-Linsen. Bei Portraits, gerade auch outdoor, mit Bewegung, schwankenden Lichtverhältnissen, unterschiedlichem Hintergrund usw., haben es die Adapter nicht leicht. Leider macht der günstige Viltrox hier gar keine gute Figur. Man muss zum teureren Sigma MC-11 oder, noch besser (je nach Kamera) zum teuersten, dem Metabones-Adapter, greifen.  Außerdem empfiehlt es sich dringend, bei diesem Objektiv den Fokusbereichs-Begrenzungsschalter auf 0.5m-∞ zu stellen, das beschleunigt den AF sehr (übrigens nicht nur adaptiert, auch an Canon-Kameras).  Für den Einsatz an der Sony A6000 mit dem Commlight-Adapter ist dies sogar obligatorisch. Schaltet man die Begrenzung nicht ein, findet diese Kombi gar keinen Fokus.

Am AF-Wunder Sony A7 III mit Viltrox-Adapter musste ich die Kombi leider schlecht bewerten, obwohl oft sehr schnell ein sehr guter Fokus gefunden wurde, weil es hier, wie auch mit dem 70-200, viele “Aussetzer” gab. Sobald nach einem Aussetzer mal wieder ein Fokus gefunden wurde, ging es dann eine Weile wieder sehr gut. Zu wechselhaft für eine gute Bewertung!

“Altglas” EF 75-300mm f/4-5.6 USM

Dieses Objektiv, das schon ca. 25 Jahre in meinem Besitz ist und das ich mit der analogen Canon EOS 10 verwendet habe (und danach eigentlich gar nicht mehr) könnte eine Renaissance erleben. Ich hatte es ganz ohne Erwartungen mitgetestet, denn es wäre ja vielleicht ein gutes Reise-Telezoom, weil klein, leicht und (mittlerweile) billig. Und siehe da: Sogar an meiner Lieblings-Reisekamera, der Sony Alpha 6000, kann man es mit dem Metabones-Adapter recht performant einsetzen. Leider konnte ich diese Linse mit dem Sigma MC-11 nicht mehr testen, da ich diesen bereits zurückgeben musste (war ja nur geliehen). Also nehme ich auf die nächste Reise wohl eine Kamera-Objektiv-Kombi mit, die genauso viel kostet wie der dafür auch benötigte Adapter. 😉

Tipps für Optimierung des Autofokus

Manuell vorfokussieren

Bei Kombinationen mit nicht optimalen Testergebnissen lohnt es sich i.d.R., die Hand am Fokusring des Objektives zu haben und dem Autofokus vor dem Halb-Drücken des Auslösers durch manuelle Vorfokussierung etwas auf die Sprünge zu helfen. Ist der Fokus manuell schon ganz in der Nähe des optimalen Fokus, findet der AF in der Regel dann auch sehr schnell den optimalen Fokus, besonders bei Verwendung von PDAF (Phasenautofokus). Ob das schneller ist als komplett manuell zu fokussieren? Das hängt von deiner Übung ab. Hast du viel Erfahrung mit manuellem Fokussieren, bist du damit vielleicht schneller als mit dem hier beschriebenen Vorgehen.

Zoom: Weg von den Endstellungen

Bei Zoomobjektiven funktioniert der Fokus meistens an den Endstellungen (also kleinste und größte einzustellende Brennweite) weniger gut als in der Mittelstellung. Wenn also an einer Endstellung mal gar nichts geht oder der AF sehr langsam ist, einfach mal ein kleines Bisschen von der Endstellung wegzoomen, dann geht es mit unter schon viel besser.

Bereichsbegrenzung einschalten

Hat dein Objektiv einen Schalter, um den Entfernungsbereich des Autofokus zu begrenzen, wie ihn viele hochwertige Tele- und Makroobjektive haben, lohnt es sich, diesen Schalter auch zu benutzen. Denn mit eingeschalteter Begrenzung kann man den Weg, den der AF-Motor abfahren muss, um von einem Extrem ins andere zu kommen, mit unter drastisch reduzieren. Besonders bei Verwendung von CDAF (Kontrast-Autofokus) reduziert das die Zeit fürs Fokussieren mit unter erheblich.

Bei sehr wenig Licht: Auf CDAF schalten! 

Manchmal reicht das Licht nicht mehr für den PDAF (Phasen-Autofokus), aber CDAF (Kontrast-Autofokus) funktioniert noch. Wenn du also das Brautpaar in der Kirche fotografierst und der Autofokus funktioniert nicht richtig, versuche mal, ob das explizite Umschalten auf CDAF Abhilfe schafft! Bei Metabones musst du dafür in den “Advanced Mode” schalten. Bei Viltrox heißt der Modus “CDAF”. Bei den anderen getesteten Adaptern ist so eine Umschaltung nicht möglich. Mit einer Kamera der Sony Alpha 7-Reihe kann man da durchaus Glück haben. Mit der Sony Alpha 6000 eher nicht.

Wenn der PDAF sehr langsam ist: CDAF versuchen!

Wenn lange Fokus-“Distanzen” vom Fokusmotor zurückgelegt werden müssen, wie z.B. beim 100mm Makro, wenn man viel von nah auf fern oder umgekehrt fokussiert, ist der CDAF mit unter deutlich schneller als der PDAF. Es kann sich in solchen Situationen lohnen, explizit den CDAF zu aktivieren (bei Metabones und Viltrox möglich).

Anlernen

Manchmal scheinen die Adapter eine Art Anlernphase zu benötigen (tatsächlich bestätigt das Metabones auch). Wenn also die Kamera am Anfang keinen Fokus finden will oder der Fokusmotor sogar nicht einmal losfährt, lohnt evtl. folgendes Vorgehen:

  1. Ein gut beleuchtetes kontrastreiches Motiv anvisieren
  2. manuell darauf vorfokussieren (nur ungefähr)
  3. Auslöser halb drücken und dieses Motiv auto-fokussieren lassen

Danach funktioniert der AF auch bei anderen Motiven oft besser.

Wenn mal gar nichts geht

Es kann auch mal passieren, dass der Autofokus überhaupt nicht funktioniert oder sehr viel schlechter als erwartet, obwohl ich hier ein gutes Testergebnis protokolliert habe. Durch den Adapter (und ggf. Extender) kommen Fehlerquellen hinzu: Eine Kontaktreihe mehr, die durch einen nicht ganz sauberen Kontakt die Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv stören kann. Wenn etwas schlechter funktinoiert als erwartet: Objektiv, ggf. Extender, Adapter und Kamera voneinander trennen, alle elektrischen Kontakte vorsichtig mit etwas Isopropanol und einem fusselfreien Tuch reinigen und alles wieder zusammensetzen.

Auch falls eines der Adapterbajonette zu viel Spiel hat, kann es zu Kontaktproblemen kommen. Das passiert am häufigsten bei sehr günstigen Adaptern oder wenn der Adapter einen mechanischen Defekt hat. Indikatoren dafür, ob die Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv über den Adapter einwandfrei funktioniert, ist z.B., ob die Kamera den korrekten Blendenwert anzeigt und ob die Blende überhaupt von der Kamera steuerbar ist. Achtung: Beim Einstellen der Blende in der Kamera wird u.U. die Blende im Objektiv noch nicht eingestellt. Dazu kann man die Blendenvorschau nutzen, die im Kameramenü auf einen Custom-Button gelegt werden muss, damit sie verwendbar ist. Und natürlich sollte die Blende sich während der Auslösung auf den eingestellten Wert schließen.

 

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Die Eigenheiten der Adapter

Da die Kamera- und Objektivhersteller ihre Kommunikationsspezifikationen nicht offenlegen, sind die Adapterhersteller darauf angewiesen, das Komunikationsprotokoll, das über die elektrischen Kontakte läuft, per “reverse engineering” herauszufinden. Das heißt, sie schalten sich zwischen Kamera und Objektiv von Canon und zwischen Kamera und Objektiv von Sony und lauschen, was da für Signale ausgetauscht werden, welche “Sprache” die Systeme also sprechen. Der Adapter wird dann so programmiert, dass er als “Übersetzer” zwischen diesen Sprachen arbeitet.

Beim Abhören und Interpretieren können Missverständnisse entstehen. Es kann auch sein, dass es für ein “Wort” in einer “Sprache” kein entsprechendes “Wort” in der anderen “Sprache” gibt – dann muss umschrieben werden, d.h. es muss eine Übersetzung von einem “Wort” z.B. in eine ganze Sequenz von Befehlen der anderen “Sprache” vorgenommen werden.  All solche Ungenauigkeiten führen dazu, dass es zu Fehlverhalten, Verzögerungen oder sogar Softwareabstürzen im Adapter und damit (temporären) Totalausfällen kommen kann, die einen Neustart der Software (also kurzes abdrehen des Adapters von der Kamera und wieder festdrehen) nötig machen. Tatsächlich ist mir das bei den Tests ab und zu passiert. Hier ein paar Notizen zu den einzelnen Adaptern:

Metabones EF-E IV – Testsieger in Sachen Leistung

Die Adapter sind recht teuer und inzwischen, nach etlichen Firmware-Updates, auch ziemlich gut. Von der mechanischen Verarbeitung her hat dieser Adapter aus meiner Sicht die Nase vorn. Er macht einen sehr hochwertigen Eindruck, und er ist innen mit viel schwarzem Filz ausgekleidet, so dass ungewollte Reflexionen von Streulicht vermieden werden. Nachdem ich mit diesem Adapter mit der Formware v58 starke Probleme mit dem Canon EF 70-200mm f/2.8L IS II USM hatte (oft Aussetzer, der Fokus pumpte und fand kein Motiv und mir der Support nicht weiterhelfen konnte, versuchte ich es mit einem Downgrade auf die v57, und siehe da: Das Problem war verschwunden. Seltsamerweise blieb es verschwunden, als ich den Adapter wieder auf v58 updatete. Offenbar kann die Software durch irgendwelche äußeren Einflüsse “Schaden” nehmen, durcheinandergeraten. Oder vielleicht falsch parametrisiert werden durch irgendwelche Selbstlernmechanismen.  Also: Wenn dein Metabones mal nicht mehr wie erwartet funktioniert, benutze die Metabones-App auf dem PC oder Mac, führe ein Downgrade und danach wieder ein Upgrade aus und dann läuft er vielleicht wieder normal.

Sigma MC-11 – Testsieger in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis für Profis

Ursprünglich nur für Sigma-Objektive mit Canon-EF-Bajonett entwickelt, funktioniert dieser Adapter aber auch sehr gut bis gut mit einigen Canon-Objektiven. Da Sigma auch Objektive für Sony E-Mount und Canon EF-Mount herstellt, ist anzunehmen, dass Sigma die Schnittstellen dieser Bajonette sehr, sehr gut kennt und daher eine sehr hochwertige “Übersetzung” implementieren kann. Die mechanische Ausführung des Adapters scheint mir auch sehr gut zu sein, ähnlich hochwertig wie bei Metabones. Das Verhalten ist im Großen und Ganzen ähnlich wie das des Metabones. Die Stärken und Schwächen sind ungefähr gleich verteilt. Außer an der Sony Alpha 6000, da hat der Metabones die Nase vorn, weil man ihn explizit in den für diese Kamera optimalen CDAF-Modus (Advanced Mode) schalten kann. Auch der MC-11 ist mit schwarzem Filz ausgekleidet, allerdings nicht so üppig wie der Metabones. Bei einigen meiner Tests habe ich festgestellt, dass der Sigma-Adapter den Bildstabilisator des Objektivs etwas seltsam ansteuert, so dass dieser eigenartige Summgeräusche macht. Ich vermute, dass das technisch unkritisch ist, aber in der Kirche bei der Trauzeremonie könnte das schon etwas stören. Der Sigma ist deutlich günstiger als der Metabones. Wenn es also um Kameras mit PDAF geht und wenn man die hier getesteten Objektive betrachtet, lohnt sich die Anschaffung des Sigma eher als die des Metabones.

Viltrox EF-NEX IV – Testsieger in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis für Amateure

Diese sehr günstigen Adapter aus China werden zur Zeit (Oktober 2018) oft als die “Metabones-Killer” bezeichnet, sollen sie doch vielen Gerüchten zufolge den vielfach teureren Metabones-Adaptern in nichts nachstehen. Ich kann das nicht bestätigen. Der Viltrox-Adapter war in meinem Test deutlich schlechter als der von Metabones. Mechanisch macht der Viltrox einen weniger vertrauenerweckenden Eindruck als die anderen drei Adapter im Test. Allerdings noch nicht windig oder klapperig, sondern noch stabil genug für den täglichen Einsatz. Das kameraseitige Bajonett ist schwarz und sieht aus wie aus Kunststoff, es ist aber aus Metall. Als einzigen Adapter würde ich ihn aber ungern zu einer Hochzeit mitnehmen. Lieber noch einen Ersatz-Adapter im Gepäck haben. Schwarzer Filz im Inneren? Fehlanzeige. Hier gibt es nur rauen schwarzen Kunststoff. Ob das zu Problemen mit ungewollten Reflexionen führt? Ich weiß es nicht. Mir ist es in meinen Tests bisher nicht aufgefallen. Solche Probleme sieht man meist nur bei ganz bestimmten Lichtbedingungen. Gegenlicht durch die Sonne aus einer Bildecke und ohne Gegenlichtblende zum Beispiel. Solche Sonderfälle habe ich nicht getestet. Negativ aufgefallen ist beim Viltrox das ziemlich durchwachsene Verhalten. An einem Tag musste ich den AF mit diesem Adapter mit dem 16-35mm-Objektiv, der Sony Alpha 7 III im CDAF-Modus bei hellem Licht mit “5” bewerten, weil kein Fokus zu finden war. Am nächsten Tag habe ich das nochmal nachgetestet, weil der entsprechende Lowlight-Test eine 2 ergab, was für mich unplausibel war, und siehe da: Jetzt performt der Viltrox auch im Hellen mit “2”. Das war kein Einzelfall. Die Software des Adapters scheint noch sehr instabil zu sein. Meist wird ein Neustart des Adapters (Adapter kurz von der Kamera etwas abdrehen, ein paar Grad reichen, dann wieder festdrehen) so ein Problem beheben. Manchmal war ein “Anlernen” nötig, d.h. anfangs ging der AF gar nicht, nach einigen Versuchen klappte es mal, dann ein paarmal etwas “Leichtes” fokussiert, und dann zog der AF auch bei “schwereren” Motiven sehr gut. Auch löste der Viltrox ab und an Fehlverhalten der Kamera aus: In der Kombi mit dem 70-200mm und der Sony Alpha 7 III mit AF-C z.B. funktinoierte das Livebild im Sucher/Display auf einmal nicht mehr. Die Fokuspunkte reagierten auf das Bild, das das Objektiv sah, jedoch war als Bild im Sucher/Display weiterhin das gerade aufgenommene Bild, wie in der Rückschau, zu sehen. Die Rückschau war jedoch abgeschaltet, es gab also für die Kamera gar keinen Grund, dieses Bild weiterhin anzuzeigen. Nur ein Neustart der Kamera schuf hier Abhilfe. Das ist alles nicht das, was man sich für den professionellen Einsatz wünscht!

Bei einigen meiner Tests ist aufgefallen, dass die Objektivblende vom Adapter seltsam angesteuert wird: Sie öffnet / schließt nicht in einem Stück, sondern hält offenbar an jedem Blendenschritt an, was zu einem Rattergeräusch führt. Vermutlich technisch nicht kritisch, könnte aber stören oder für Unsicherheit sorgen.

Punkten konnte der Viltrox allerdings bei den EF 50mm f/1.4 und EF 85mm f/1.8. Hier hat er durchweg gute Ergebnisse geliefert, und zwar ohne Aussetzer und auch, anders als der Metabones, an der Sony Alpha 7R II, bei der Metabones und Sigma mit diesen Linsen eher schwächeln.

Commlite EF-NEX – Der Verlierer

Dieser einst nicht ganz günstige Adapter aus China verfügt über keine Schnittstelle für ein Firmware-Update. Das heißt, hier ist kaum mit Verbesserungen in der Funktionalität oder Stabilität zu rechnen. Eine aktuelle Recherche zeigt, dass er stark im Preis gefallen ist. Von anfangs über 200€ auf jetzt ca. 60-80€. Damit ist das Preis-Leistungs-Verhältnis wieder relativ angemessen, dennoch kann ich diesen Adapter nicht empfehlen. Generell Vorsicht bei Adaptern ohne Firmware-Update-Möglichkeit! Es ist zu erwarten, dass sie neue Kameras oder Objektive dann evtl. gar nicht unterstützen können. Die mechanische Ausführung ist ordentlich. Der Adapter liegt relativ schwer in der Hand und macht einen stabilen Eindruck. Schwarzer Filz im Inneren? Auch hier Fehlanzeige. Ach hier gibt es nur aufgerauten schwarzen Kunststoff. Die Funktion mit den verschiedenen Objektiven ist eher schlecht als recht. Mit wenigen Ausnahmen. Eine davon ist interessanterweise das EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS USM an der Sony Alpha 7 III, das bei allen anderen getesteten Adaptern mit dieser Kamera nicht gut arbeitet. Die Funktion dieses Adapters ist aber sehr viel berechenbarer als die des Viltrox-Adapters, weshalb es evtl. eine lohnende Alternative ist, wenn man sehr wenig Geld ausgeben will und eines der relativ gut davon unterstützten Objektive und Kameras besitzt.

 

 

Closeup der Innenauskleidung der vier Adapter. Metabones hat da klar die Nase vorn mit dem üppigen schwarzen Filz und den abgerundeten Kanten, die Reflexionen vermeiden helfen. Sigma hat auch etwas Filz verbaut, aber mehr Kanten. Viltrox und Commlite setzen auf raues Plastik. Hoffentlich reicht das aus.

 

Trotz der Aufschrift “Designated Sigma Lenses Only” kann der Sigma MC-11 auch sehr gut mit einigen Canon-Objektiven umgehen.

 

Was muss bei einem Objektiv eigentlich adaptiert werden?

Objektiv und Kamera desselben Systems sind üblicherweise exakt aufeinander abgestimmt. Ein Adapter überbrückt Unterschiede dieser Abstimmparameter in unterschiedlichen Systemen. Hier sind ein paar technische Aspekte dieser Abstimmung und was sie bedeuten:

Mechanik: Das Bajonett

Eine mechanische Verbindung, die über eine ca. Vierteldrehung und über einen Einrastmechanismus einen sicheren Halt des Objektivs an der Kamera gewährleistet. Dabei ist die Handhabung sehr einfach und eine Befestigung mit einem einzigen Handgriff und einer einzigen Bewegung, also ohne Umgreifen, möglich. Jeder Hersteller hat sein eigenes Bajonett, so dass z.B. Objektive von Canon nicht ohne Weiteres an Kameras von Nikon befestigt werden können.

Mechanik: Das Auflagemaß

Der Abstand zwischen der Objektiv-“Auflagefläche” am Bajonett und Kamerasensor wird als Auflagemaß bezeichnet. Dieses Maß ist bei Canon-DSLRs mit EF-Bajonett ein anderes als bei Nikon-DSLRs mit F-Bajonett usw. Da kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen. Was alle gemeinsam haben: genug Abstand, dass der Spiegel der DSLR Platz zum Hochklappen hat. Spiegellose Systemkameras (DSLMs) haben keinen Spiegel mehr, der hochklappen muss. So kann das Auflagemaß bei DSLMs stark reduziert werden. Der Spiegelkasten fällt weg. Die Kamera wird kompakter. Das Objektiv muss aber für das spezielle Auflagemaß konstruiert worden sein, denn schließlich bestimmt das Auflagemaß, in welchem Abstand sich der Sensor von der Optik befindet und die Optik muss ja genau auf der Sensorebene ein scharfes Bild erzeugen.

Elektronik: Die elektrischen Kontakte und das Kommunikationsprotokoll

Im Bajonett jeder moderneren “Analog”-SLR, jeder DSLR und DSLM finden sich elektrische Kontakte. In den dazugehörigen Objektiven sind die Gegenstücke dazu. Über diese Kontakte kommunizieren Kamera und Objektiv. Diese Kommunikation folgt keinem allgemeinen Standard. Jeder Hersteller definiert da sein eigenes Kommunikationsprotokoll, quasi die “Sprache”, die über die elektrische Verbindung gesprochen wird, das er i.d.R. nicht offenlegt.

  • Die Kamera sendet Steuersignale für den Autofokusmotor des Objektivs
  • Das Objektiv meldet zurück, auf welchen Abstand fokussiert wurde
  • Die Kamera sendet Steuersignale für die Blende im Objektiv
  • Das Objektiv meldet zurück, welche Blende eingestellt ist
  • Das Objektiv meldet Informationen über die Brennweite (bei Zoomobjektiven wird der Wert beim Zoomen aktualisiert, bei Festbrennweiten genügt eine einmalige Übertragung)
  • Auch über Funktionen wie Bildstabilisator, Fokusbereichsbegrenzung usw. tauschen sich Objektiv und Kamera über die Kontakte aus.
  • Die Kamera versorgt das Objektiv über die Kontakte mit Strom, der von Fokusmotor, Blende und Bildstabilisator gebraucht wird.

Zusätzlich zur elektrischen Verbindung gibt es bei manchen Kameras noch eine mechanische “Kommunikation”. Das F-Bajonett von Nikon z.B. hat noch einen mechanischen Blendenhebel, über den die Blende des Objektivs von der Kamera geöffnet bzw. geschlossen wird.

Soweit ich weiß, gab es auch Systeme, bei denen der Autofokusmotor nicht im Objektiv, sondern in der Kamera saß und den Fokus des Objektivs über ein Zahnrädchen im Bajonett antrieb.

Solche mechanische “Kommunikation” birgt natürlich für Adapter noch einmal ganz andere Herausforderungen als nur das Bajonett und ein elektronisches Interface anzupassen.

 

 

Draufsicht der Bajonette einer Spiegelreflexkamera von Canon und einer spiegellosen Systemkamera von Sony. Gut zu erkennen ist das viel geringere Auflagemaß bei der Systemkamera und die elektrischen Kontakte.

 

Die vier Adapter im Test

 

Mein persönliches Fazit

Dieser Test zeigt mir: Da ich nur noch mit Sony-Kameras fotografiere, werde ich mich von meinem Commlite-Adapter und vom EF 28-135mm f/3.5-5.6 IS USM trennen. Den Sigma MC-11, der mir für den Test freundlicherweise von Alex Apprich von [RAW]FEELINGS PHOTOGRAPHY zur Verfügung gestellt wurde, werde ich dagegen demnächst mal kaufen. Er hat ähnliche Stärken wie der Metabones-Adapter, leider keinen Modus-Umschalter, aber im Großen und Ganzen war er im Test etwas berechenbarer als der Metabones. Vermutlich hat er eine weniger experimentelle Firmware.

Das EF 16-35mm f/4.0L IS USM von Canon funktioniert mit 3 von 4 Adaptern rundum sehr gut, so dass ich hier wohl keinesfalls auf das Sony-Äquivalent umsteigen muss. Zumal ich damit eher geduldige Motive (Landschaft, Architektur) fotografiere. Schade. Bei dem Objektiv hätte mir eine Note 2 oder sogar 3 gereicht. Die 1er hätte ich lieber beim 70-200mm gehabt!

Die Anschaffung des Viltrox-Adapters war eher nicht nötig. Ich hatte mir davon mehr Zuverlässigkeit speziell mit dem Canon EF 70-200mm f/2.8L IS II USM erhofft, aber das Ergebnis war gerade bei dem Objektiv schlechter als mit Metabones und Sigma, obwohl der Viltrox doch als “Metabones-Killer” gehandelt wird, weil er gleich gut und deutlich günstiger sein soll. Deutlich günstiger: ja! Aber gleich gut ist er definitiv nicht. Schneller Fokus: ja, aber zu viele Aussetzer! Vielleicht tut sich da noch was in zukünftiger Firmware. Ich werde ihn wohl erstmal behalten und ab und zu wieder testen, wenn Updates kommen. Mit den 50mm und 85mm Objektiven ist er auf alle Fälle sehr gut zu gebrauchen.

Eine Weiterbenutzung des Canon EF 70-200mm f/2.8L IS II USM, die ich mir erhofft hatte, ist evtl. nicht sinnvoll, da es hier vor dem Test auch mit Metabones doch öfter zu Problemen kam, als mir lieb war. Durch ein Downgrade und Re-Upgrade des Metabones konnte ich einige Probleme wohl eliminieren, vielleicht sogar alle? Das wird die Praxis in den nächsten Wochen zeigen. Ich werde es noch eine Weile beobachten, aber wenn sich die Kombi mit Metabones / Sigma-Adapter und Sony Alpha 7 III nicht langfristig ganz zuverlässig verhält, ist mir das auch Hochzeiten und dgl. doch zu viel Frust und Unsicherheitsfaktor, so dass ich doch lieber in das 70-200mm f/2.8 von Sony investieren werde.

Und für meine APS-C-Fotografie werde ich dann doch bald mal auf eine Sony Alpha 6500 upgraden, wenn es Budget und Priorität zulassen.

Übrigens ist nach diesem Test für mich der CDAF im Ansehen stark gestiegen, ist er doch manchmal eine zuverlässige Rettung, wenn der PDAF versagt oder zu inkonsistent arbeitet!

Was ist dein persönliches Fazit? Schreibe es doch in die Kommentare! Ich bin gespannt.

P.S.: Wundere dich nicht, dass ich hier die Schreibweisen der Sony-Kameras mit α, A und “Alpha” gemischt habe. Das war Absicht und dient dazu, dass die Suchmaschinen diesen Artikel unabhängig von der Schreibweise im Suchfeld finden!

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