Sensoren der Sony α7-Kameras (ab 2. Generation mit IBIS) darf man nicht mehr selbst reinigen?! Muss eingeschickt werden zu SONY? Stimmt nicht so ganz. Lies hier mehr darüber:

Dieser Artikel geht speziell auf das Thema SONY-Kameras ein. Generelle Infos zur Sensorreinigung findest du hier. MOF#008 Sensorreinigung – Warum, wann und wie?

Klicke hier, um einen Praxisbericht der verschiedenen Reinigungsmethoden zu lesen: MOF#020 Der Kampf gegen den Sensor-Staub (Praxistest Sensorreinigung)

Bei einer spiegellosen Systemkamera wie der Sony Alpha 7 II / 7R II / 7S II / 7 III / 7R III usw. liegt der Sensor sofort frei, wenn man das Objektiv abnimmt.

 

Was ist das Problem?

Es kursieren viele Gerüchte im Internet darüber, ob man den Bildsensor einer Kamera der Sony Alpha-7-Reihe, speziell die mit In-Body Image Stabilization (IBIS), selbst reinigen kann, darf oder sollte. Das betrifft konkret Stand heute die Kameras α7 II und III, α7R II und III, α7S II, aber auch die α9 und vermutlich auch die α6500, da die ja auch IBIS besitzt. Ggf. bezieht sich der Inhalt dieses Artikels auch auf Folgemodelle der genannten Kameras, die zum Erscheinungszeitpunkt des Artikels noch nicht auf dem Markt waren und auf neue Modellreihen, die auch IBIS einsetzen.

Offiziell muss man solch eine Kamera zu einem der wenigen Fachhändler geben, die die Sensorreinigung von diesen Kameras explizit anbieten, oder die Kamera zu SONY einschicken (lassen). Wenn man nicht Mitglied des SONY Imaging Pro Supportprogramms ist, kann es mehrere Wochen(!) dauern, bis man die Kamera dann wiederbekommt. Für einen Berufsfotografen ist das praktisch nicht machbar.

Inzwischen habe ich auf mehreren Messen und Veranstaltungen mit Menschen gesprochen, die wissen müssen, wie man solche Sensoren am besten reinigt: Ich habe mit mehreren SONY-Mitarbeitern gesprochen, einer davon reinigt täglich viele Kamerasensoren. Und ich habe mit einem Anbieter von Sensor-Reinigungsmaterial gesprochen.

Ich denke, inzwischen kann ich mir selbst ein gutes Bild darüber machen, ob es ratsam ist, die Sensoren selber zu reinigen, und dieses Bild will ich mit dir teilen. Achtung: Was du draus machst, musst du selbst entscheiden! Wenn du den Hinweisen hier folgst, tust du das immer auf eigene Gefahr. Möglicherweise kannst du deine Kamera beschädigen und / oder Garantieansprüche verlieren. Ich gebe hier keine Empfehlungen, sondern berichte lediglich über meine eigene Erfahrung!

Wie ist das also nun mit SONY Alpha Kameras?

 

Sensorreinigung Sony Alpha 7 II / 7R II / 7S II / 7 III / 7R III selber machen?

 

Gerücht Nr. 1: Der In-Body Bildstabilisator (IBIS)

Eines der zwei mir bekannten Gerüchte besagt, mechanische Belastung durch das Reinigen würde die bewegliche Aufhängung des Sensors (für die In-Body-Bildstabilisierung / IBIS) oder den Sensor selbst beschädigen. Daher dürfe man diese Sensoren nicht selbst reinigen. Ich kann dieses Gerücht zum Glück bislang nicht bestätigen. Aber ich denke (und da spricht der Ingenieur in mir), solange der Sensor beweglich ist, sollte man wirklich lieber die Finger davon lassen! Für dieses Problem gibt es aber eine Lösung direkt von SONY, die viele nicht kennen: Im Kameramenü gibt es einen Punkt namens “Reinigungsmodus”. Dokumentiert ist, dass dieser Menüpunkt bewirkt, dass der Sensor sich “schüttelt”, um Staubpartikel möglichst abzuwerfen. Nicht so bekannt ist aber, dass dieser Menüpunkt in IBIS-Kameras den Sensor nach dem Schütteln auch fixiert, so dass man dann getrost zum (professionellen!) Sensorreinigungswerkzeug greifen kann, ohne dass man die Aufhängung des Sensors bei der Reinigung beschädigt. Vorsichtige Anwendung natürlich vorausgesetzt.

Anleitung: Sensor fixieren für manuelle Reinigung

   
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  1. Menüpunkt “Reinigungsmodus” anwählen
  2. Die Sensorreinigung mit “Eingabe” bestätigen, die automatische Sensorreinigung abwarten. Sie dauert nur wenige Sekunden. Bei IBIS-Kameras ist der Vorgang deutlich zu hören, der Sensor vibriert recht stark.
  3. Die Kamera zeigt dann an, man solle die Kamera ausschalten. Jetzt aber die Kamera noch nicht ausschalten, sondern eingeschaltet lassen, keine weitere Bedienung vornehmen, die Meldung “Autom. Reinigung beendet…” soll weiter angezeigt bleiben. Übrigens: In dieser Meldung lädt die Kamera, zumindest meine A7R II mit aktueller Firmware, sogar dazu ein, den Sensor manuell zu reinigen! Siehe obiges Bild. Aber Achtung: Die Meldung ist zweideutig formuliert. Man kann sie so verstehen, dass man die Kamera erst ausschalten und dann den Sensor manuell reinigen soll. Das ist nicht korrekt. Der Sensor ist nur solange fixiert, wie die Kamera eingeschaltet bleibt und diese Meldung im Display steht!
  4. Jetzt ist der Sensor fixiert und kann gereinigt werden.
  5. Sensor reinigen
  6. Erst nach der manuellen Reinigung die Kamera ausschalten!

Stephan Wiesner zeigt die Prozedur in seinem Video noch einmal am Beispiel der Sony Alpha 7 III (klick!).

Gerücht Nr. 2: Beschichtung / Vergütung des Sensors

Das zweite Gerücht besagt, die SONY-Sensoren hätten eine besondere Beschichtung, die von herkömmlichen Sensorreinigungsflüssigkeiten angegriffen und beschädigt würde.

SONY hat – wohl schon mit der α100, SONYs ersten DSLR mit beweglich aufgehängtem Sensor für die Bildstabilisierung – tatsächlich eine spezielle Beschichtung eingeführt, die eine elektrostatische Aufladung der Sensoroberfläche vermeiden und so zum einen das Anhaften von Staub reduzieren und zum anderen das “Abschütteln” von angehaftetem Staub begünstigen sollte.

An diesem Punkt scheiden sich die Geister. Der Hersteller von Reinigungslösungen sagte mir, SONY verbiete ausdrücklich die Nutzung von alkoholhaltigen Flüssigkeiten. 

Ob diese Beschichtung nun tatsächlich durch gewisse (z.B. alkoholhaltige) Reinigungsflüssigkeiten angegriffen wird, weiß ich nicht. Ich gehe daher auf Nummer sicher und gehe davon aus, dass (gewisse) Alkohole oder Mischungen die Sensoroberfläche tatsächlich beschädigen können.

Die Lösung: Alkoholfreie Lösungen

Aber es gibt auch hier einen Lichtblick. Eigentlich sogar zwei:

  1. Ich habe mit Herrn Walterbusch gesprochen, Geschäftsführer der Firma Micro Tools Europe GmbH mit Sitz in Ochtrup, europäischer Gerneralimporteur von The Dust Patrol LLC, einer kalifornischen Firma, die professionelles Sensorreinigungswerkzeug anbietet. Er sagte mir, dass auch bei Reinigung mit alkoholhaltigen Reinigungsmitteln bei ihm nie ein Fall bekannt geworden wäre, bei dem ein SONY-Sensor wahrnehmbaren Schaden genommen hätte. Dennoch ist davon auszugehen, dass SONY einen Grund für dieses “Verbot” hat. Man kann spekulieren, dass das nur Marketinggründe sind (denn Sensorreinigung als Dienstleistung bringt ja auch Umsatz), aber evtl. hat es auch technische Gründe.
    Dazu Punkt 2:
  2. Micro Tools Europe hat eine nicht-alkoholhaltige Sensorreinigungsflüssigkeit namens “Beta” im Angebot, die mit drei Zielen entwickelt und über längere Zeit optimiert wurde:
    1. nicht brennbar, wichtig für Mitnahme auf Flugreisen
    2. SONY-Sensor-geeignet,
    3. die gleichen Reinigungs- und Verdunstungseigenschaften wie die Lösung “Gamma”, die alkoholhaltig ist und für Kameras anderer Marken sehr erfolgreich eingesetzt wird.
    “Beta” ist bereits tausendfach im Einsatz und es gab laut Herrn Walterbusch nie Reklamationen. Es ist also davon auszugehen, dass diese Reinigungsflüssigkeit gut funktioniert und keine Schäden an den Sensoren von Sony-Kameras anrichtet. Ich habe sie selbst auch erfolgreich im Einsatz.

Über die bequeme Auswahl nach Kameramodell kannst du dir direkt anzeigen lassen, welches Sensorreinigungsprodukt oder -produktkit für dich das Richtige ist:
https://www.micro-tools.de/Sensorreiniger-Waehlen-Sie-Ihr-Kameramodell/

Disclaimer: Ich werde von Micro Tools Europe GmbH oder The Dust Patrol LLC nicht für die Erwähnung ihrer Produkte hier bezahlt. Ich erwähne die Produkte, weil ich sie selbst benutze und sehr gute Erfahrungen damit gemacht habe. Es gibt natürlich Alternativen, wie z.B. Werkzeuge und Reinigungschemie der Firmen Visible Dust, Rollei, Neewer, VSGO, Rangers u.v.a. Mangels Erfahrung kann ich aber weder vergleichen noch diese anderen Produkte bisher empfehlen.

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